Das sind unsere Schülerinnen und Schüler
Wir möchten Ihnen in unregelmäßigen Abständen Kinder und Jugendliche vorstellen, die an der Stuttgarter Musikschule Unterricht haben. Wir wollen wissen, wie sie zu ihrem Instrument gefunden haben, und was ihnen besonders Spaß macht.
Dazu habe ich mich mit Bence Gor-Nagy getroffen, er lernt Oboe bei Kirsty Wilson in Stuttgart - Rohr, ist 10 Jahre alt (bald 11) und geht in die 5. Klasse.
Hallo Bence, vielen Dank, dass du bereit für ein Interview bist! Die Oboe ist ja ein eher selten gespieltes Instrument, die meisten Kinder wollen Klavier oder Gitarre lernen. Wie bist du zur Oboe gekommen?
In der Schule (Anmerkung: im Rahmen von Mufa an der Pestalozzischule) wurden uns die Instrumente vorgestellt. Die Oboe hat sich ziemlich toll angehört, und da dachte ich, ich probiere es mal aus, und es hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Was hat dir denn so gut gefallen?
Wie sich die Töne angehört haben, so weich!
Am Anfang habe ich noch mit dem Plastikrohr gespielt, da war es noch nicht so schön, aber jetzt spiele ich mit einem Holzrohr und da klingt es schon besser. Das ist halt ein bisschen komplizierter, meine Lehrerin schnitzt es für mich, und man muss es vor dem Spielen einweichen und massieren.
Was gefällt dir am Unterricht?
Mir gefällt besonders, dass mir meine Lehrerin sehr gut auf ganz verschiedene Arten hilft, wenn ich ein Lied nicht so gut spielen kann, und mir Tipps gibt, wie ich es besser machen kann.
Wahrscheinlich gibt es da auch viele gute Tipps fürs Üben, oder?
Ja, zum Beispiel, dass ich den Rhythmus extra klatsche oder mit Silben spreche und mir das Lied in kleine Teile aufteile, damit ich es leichter lernen kann.
Du hast ja an der Pestalozzischule zuerst in der 4er-Gruppe gelernt und jetzt bist du im Einzelunterricht, was hat sich für dich geändert?
Für mich ist es jetzt besser, weil ich jetzt schneller lernen kann. Ansonsten ist es eigentlich gleich, nur ist der Unterricht nicht mehr in der Schule, sondern am Nachmittag in der Musikschule.
Ich habe erfahren, dass du in der „Bläserbande“ mitspielst. Was ist denn die „Bläserbande“?
Das ist ein kleines Orchester, wo Kinder, die Blasinstrumente lernen, zusammenspielen und kleine Konzerte machen. Wir sind ungefähr 12 Kinder, ich bin die einzige Oboe, dann gibt es Querflöten, Saxophone, Klarinetten, Trompeten, Posaunen, ein Waldhorn und ein Glockenspiel.
Wir haben schon im Winter im Olgäle gespielt, und dann gibt es immer ein Frühlings- und ein Sommerkonzert.
Das ist dann zusammen mit den anderen Blasorchestern?
Ja im Frühling haben wir mit dem jungen Blasorchester zusammengespielt, da gibt es auch eine Oboe, da werde ich demnächst mitspielen. Die sind so ab 6.Klasse. Und dann gibt es noch das Jugendblasorchester, das sind dann die Großen.
Was lernt man denn so in der Bläserbande?
Wir haben Lieder gespielt, wir mussten die Lieder auch alle singen - was ich nicht so mochte.
Ich singe die Lieder meistens in meinen Kopf, damit ich den Rhythmus kann, das ist mir lieber.
Frau Wilson hat mir verraten, dass du auch komponierst!
Ja manchmal spiele ich auch eigene Lieder. Im Buch gibt es Aufgaben, mit vorgegebenen Noten, die soll man dann so hin tun, wie man will. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, und ich habe das mehrmals gemacht.
Wenn ich klassische Lieder auf spotify höre, dann versuche ich sie selber aufzuschreiben - mit Hilfe von Frau Wilson, alleine würde ich das nicht hinkriegen.
Ich habe schon mal den Schwan aufgeschrieben und einen Teil aus der Moldau.
Das ist ja toll! Möchtest du uns noch etwas erzählen?
Es war interessant zu hören, dass ich das erste Kind aus Mufa bin, das weiter Oboe lernt!
Die Pestalozzischule ist die einzige Schule, wo die Oboe angeboten wird.
Ich habe noch immer eine geliehene Oboe mit Versicherung, aber demnächst bekomme ich ein eigenes Instrument. Jetzt habe ich noch eine Kinderoboe.
Es gibt vier Oboen: die ganz Kurze, die besteht nur aus zwei Teilen (anstatt drei) und hat kein Schallloch (Schallbecher), bei meiner gibt‘s noch ein Schallloch dran, dann gibts noch die etwas Größere, die hat mehr Klappen und die ganz Große, die noch mehr Klappen hat.
Du hast dich auch für den Klavierunterricht angemeldet, habe ich gesehen.
Ja, das macht mir auch Spaß, nach dem Oboenunterricht spiele ich manchmal auf dem Klavier ein paar Töne. Aber zuhause haben wir noch keines, das muss dann wohl ein E-Piano sein, ein Klavier wäre zu groß und erst recht so ein Flügel.
Oh, ich habe schon gesehen, dass Leute ihr Bett unter dem Flügel hatten, weil sonst kein Platz war.
[Danach haben wir noch etwas Smalltalk über dicke Matratzen und schlechte Betten im Urlaub geführt. :-)]
Lieber Bence, es war ein sehr nettes und interessantes Gespräch. Vielen Dank!
Katharina Künstler
Interview und Foto: Katharina Künstler