Geschichte der Stuttgarter Musikschule I
(1857-1936)
Im Februar des Jahres 1857 riefen 22 Musiker, Pädagogen und andere Kunstliebhaber öffentlich zur Gründung der Stuttgarter Musikschule auf. Unter der Leitung des Ludwigsburgers Sigmund Lebert nahm die Schule am 15.4.1857 ihren Betrieb auf. Sie gliederte sich von Anfang an in zwei Abteilungen, die ab 1860 im Landhaus (Lange Str.) zu finden waren:
Die Künstlerschule diente der Ausbildung von Berufsmusikern. Drei Viertel der Zöglinge der Musikschule gehörten der Dilettantenschule an, in der sich Musikliebhaber jeden Alters dem Erlernen eines Instruments (vor allem des Klaviers) oder der Gesangsausbildung widmeten. 1921 trennten sich die Wege der beiden Abteilungen des „Königlichen Konservatoriums für Musik in Stuttgart“, wie die Anstalt sich seit 1896 nannte. Der berufsbildende Zweig war fortan unter dem Namen „Württembergische Hochschule für Musik“ am Urbansplatz angesiedelt. Die meisten Lehrer des Dilettanten-Zweiges sowie ihre Schüler organisierten sich als „Neues Konservatorium für Musik“ zunächst unter dem Dach des von Theodor Bäuerle geführten „Vereins zu Förderung der Volksbildung“ im Herdweg. Der aus Buttenhausen stammenden Opernsänger und Musikpädagoge Karl Adler leitete das Konservatorium, das sieben Jahre später zu einem selbstständigen Verein wurde. 1933 setzte man Adler als Direktor ab, weil er Jude war. Das Konservatorium löste sich zunächst einmal auf. Im selben Jahr erfolgte die Wiedergründung erneut unter dem Dach des Bäuerle-Vereins, nun aber geführt von Nationalsozialisten.
Geschichte der Stuttgarter Musikschule II
(1936-2007)
Im Rahmen der nationalsozialistischen Gleichschaltungspolitik wurde das Konservatorium 1936 aufgelöst. Vermögen, Noten und Instrumente fielen an den Staat. Sie wurden direkt an die neu gegründete Stuttgarter Musikschule weitergegeben. Die neue Schule war Teil de nationalsozialistischen Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ im Rahmen der Deutschen Arbeitsfront. Bis 1944 wurden im Gruppenunterricht vor allem Instrumente und Repertoires gefördert, die der NS-Feiergestaltung dienen sollten.
Nach Kriegsende entstanden unter der Leitung von Paul Folge eine Jugendmusikschule (1951) sowie geleitet von dem Kunst- und Musikerzieher Luis Steiner eine Volksmusikschule (1953) für ältere Jugendliche und Erwachsene. Konzert- und Verwaltungsräume standen den Vereinen im wieder aufgebauten Gustav-Siegle-Haus zur Verfügung. Unterrichtet wurde nachmittags in den Räumlichkeiten diverserer Stuttgarter Schulen. 1968 gelang die Fusion der beiden städtisch geförderten Einrichtungen zur Stuttgarter Musikschule e.V. Der erste Direktor der Neugründung, Luis Steiner, erreichte 1976 die Übernahme der Schule durch die Stadt. Die Musikschule der Stadt Stuttgart erhielt 1992 im Rotebühlzentrum zentral gelegene Räumlichkeiten für Verwaltung, Konzerte und den Unterricht. Gleichzeitig wurde die Arbeit in den Stadtbezirken dezentral ausgebaut. 150 Jahre nach ihrer Gründung hat die Stuttgarter Musikschule im Jahr 2007 156 Lehrer und 4116 Schüler.
Heute
2020 unterrichten 187 Lehrer*innen in der Stuttgarter Musikschule 6907 Schüler*innen.