Woher kommt eigentlich mein Instrument?

Die neue Interview-Reihe “Woher kommt eigentlich mein Instrument?” beginnt mit einem Besuch der Geigenlehrerin Corinna Hentschel-Stavi bei einem Geigenbauer in Stuttgart. Im Gepäck hatte sie viele Fragen und ihre Kamera.

offene Geige

Woher kommt eigentlich mein Instrument?

Wir Lehrer bekommen oft Fragen von unseren Schülern zu ihren Instrumenten gestellt. Die meisten können wir beantworten, die eine oder andere Frage bleibt jedoch immer mal wieder offen. Deshalb haben wir uns überlegt, zur Quelle der Instrumente, den Instrumentenbauer*innen, zu gehen und uns die Fragen von Experten*innen direkt beantworten zu lassen.

Der erste Besuch fand Ende März bei einem Geigenbauer in Stuttgart statt. Abgesehen von meinem Interview hatte ich die Möglichkeit, mir die Räumlichkeiten des Ateliers, inkl. Werkstatt, anzuschauen und dabei zu sein, wie u.a. ein Bogen für den Haarwechsel vorbereitet wird. Das Interview habe ich (CHS) zwischen fast 400 Instrumenten (Geigen, Bratschen und Celli) aus verschiedensten Ländern und Jahrhunderten in der Werkstatt geführt, umgeben von dem typischen Holzduft, ganz viel verschiedenem Werkzeug, Holzrohmaterial und spannenden Geschichten des Geigenbauers (GB).

Holzlager
Holzlager

CHS: Wie wird man eigentlich Geigenbauer*in?

GB: Geigenbauer*in ist ein Ausbildungsberuf. Man muss eine Lehre (3 bis 3,5 Jahre) mit einer Gesellenprüfung machen und kann später noch eine Weiterbildung zum/zur Meister*in (ca 4 Jahren) anhängen, die allerdings keine Pflicht mehr ist. Da der Geigenbau ein kleiner Berufsstand ist, gibt es nicht viele Ausbildungsstätten.Man kann in einer Geigenbaufachschule wie in Mittenwald oder Markneukirchen den Beruf erlernen, aber auch im Ausland wie in Cremona (Italien), Mirecourt (Frankreich), Wales/England, Salt Lake City (Utah, USA) oder Tokyo (Japan). Als Geselle geht man dann auf Wanderschaft (die Walz) und sammelt Berufserfahrung.

CHS: Spielt ein Geigenbauer*in auch selbst ein Streichinstrument?

GB: Es ist definitiv ein Vorteil, wenn man als Geigenbauer*in auch ein Streichinstrument spielt, aber kein Muss. Ich selber spiele Bratsche, mein Mitarbeiter Cello und so können wir die Instrumente, bevor wir sie dem Kunden zurückgeben, selber anspielen, ggf. schon einstellen (meist in enger Absprache mit den Musiker*innen, damit der Klang und die Spielbarkeit so getroffen werden, wie der Kunde oder die Kundin es sich wünscht). Auch Verkaufsinstrumente werden von uns angespielt und getestet.

CHS: Welche Arbeitsbereiche beinhaltet der Streichinstrumentenbau, und was bekommen eure Kunden hier von euch angeboten?

GB: Mit mir arbeiten noch zwei weitere Geigenbauer hier in meiner Werkstatt zusammen. Manche Arbeiten bzw. Fälle sind so heikel und schwierig, dass wir zu dritt als Team daran arbeiten, uns beraten und gemeinsam eine Lösung finden. Ansonsten arbeitet jeder für sich an seinem Arbeitsplatz mit “seinem” Instrument.
Wir bieten in unserem Atelier Reparaturen und aufwendige Restaurierungen an den Streichinstrumenten Geige, Bratsche und Cello an, den Verkauf von Instrumenten und Bögen in verschiedenen Qualitäts- und Preisklassen, die Vermietung von Kindergrößen, Bogenreparaturen und -bezüge (aufwendige Restaurierungen werden von Partner-Bogenbauer*innen übernommen). Barockinstrumente oder nachgebaute historische Instrumente gibt es auch immer wieder in unserem Atelier, dazu bieten wir auch den Umbau vom modernen zum barocken Instrument an, was in den letzten Jahren sehr zugenommen hat. Obwohl ich auch den Neubau von Instrumenten liebe, bieten wir diesen Bereich aus Zeitgründen nicht an.

Anmerkung: Andere Geigenbauer*innen haben sich genau andersherum auf den Neubau spezialisiert und bieten hauptsächlich ihre eigenen Instrumente an, neben Reparaturen und anderen Arbeiten. Auch gibt es Geigenbauer*innen, die sich auf Kopien und Nachbauten spezialisiert haben. 

CHS: Was sind die einzelnen Schritte beim Instrumentenbau?

GB: Das Holz muss ca. 10 Jahre trocknen, es schadet aber auch nicht, wenn es 50 oder 100 Jahre liegen bleibt. Dieser Trocknungsprozess darf auch nicht künstlich beeinflusst werden, da sonst die klanglichen Eigenschaften verloren gehen und die Qualität minderwertig wird.

Wenn dann die Hölzer alle verarbeitungsbereit sind, berechnet man für eine Geige oder Bratsche ca. 200 Arbeitsstunden bis zur Fertigstellung, für ein Cello aufgrund der Größe ca. 400 Arbeitsstunden und für den Kontrabass noch einmal deutlich mehr. 

zugeschnittenes Hols für den Instrumentenkörper

Zuerst beginnen wir mit dem Boden, hier werden in der Regel zwei Teile zusammengesetzt, um die Größe und Form des Bodens zu erreichen. Es gibt aber auch einteilige Böden. (Anm.: Dreht einmal euer Streichinstrument um: Seht ihr beim Boden einen langen Strich, der genau vom Hals zum Saitenhalter einmal längs durch die Mitte geht? Oder besteht euer Instrument aus einem ganzen Boden?) Es hat keine Auswirkung auf den Klang, ob es ein ganzer oder zweiteiliger Boden ist. Diese Bretter (Decke und Boden)werden dann plan gehobelt.

Instrumentenkörper eine Seite innen

Als nächstes folgt der Zargenkranz, er wird mit Hilfe eines Formbretts (s. Fotos) und 6 einzelnen gehobelte Streifen zusammengeleimt. Danach werden Decke und Boden erst grob, dann fein in Form geschnitten und anschließend werden die Wölbungen der Decke und des Bodens millimetergenau fein gehobelt. Dann wird die Einlage (schwarze Umrandung rundherum an der Decke) eingepasst, welche nicht nur einen optischen Effekt hat, sondern Stöße auf das Holz abfängt. Die Dicke von Decke und Boden variiert von 4,5 bis 2,5 mm.

Nachdem die F-Löcher in die Decke gesägt und gefeilt wurden, werden zunächst der Bassbalken und dann Boden, Zarge und Decke zusammengeleimt. Danach schnitzt man den Hals und die filigrane Schnecke, das Griffbrett wird angepasst und angeklebt, und dann kann alles an den Instrumentenkörper eingepasst werden.Zuletzt kommt der Lack bestehend aus verschiedenen Naturharzlacken auf die Geige. Dieser wird von jedem Geigenbauer nach Geschmack selbst angerührt. Je nach Aufbau und Farbpigmenten in den Lacken entsteht dann die Farbe und der Glanz des fertigen Instruments und holt die Glut des Holzes unterschiedlich hervor.

Hals mit Schnecke

Man sagt, dass die alten Italiener früher ihre Lacke gar nicht selbst gekocht haben, sondern sie oft von Drogisten aus der Region anmischen ließen, weshalb Geigen aus unterschiedlichen Regionen auch unterschiedliche Farben haben.Dann fehlen nur noch Saitenhalter, Steg, Stimmstock, Wirbel und Saiten, die ein Streichinstrument vervollständigen. Bei Cello und Kontrabässen gibt es zusätzlich noch den Stachel, bei Geigen und Bratschen den Kinnhalter.

CHS: Welche Hölzer und Materialien werden dabei verwendet?

GB: Die Decke ist aus Fichte (Alpen/Südtirol), der Boden, die Zarge und der Hals mit Schnecke aus Ahorn (Bosnien bis Rumänien, auch teilweise China). Die Fichte ist ein seit mehreren Jahrhunderten erprobtes Resonanzmaterial, genau wie bei Klavieren und Gitarren. Bei Bassinstrumenten wird auch mal Pappel oder Weide statt Ahorn benutzt.Das Griffbrett, genau wie der Saitenhalter und die Wirbel, ist aus Ebenholz. Mittlerweile gibt es bei den modernen Instrumenten aber auch Saitenhalter aus Kunststoff/Metall. Der Steg ist auch aus Ahorn (Feldahorn).Der Bogen ist aus Fernambukholz (Brasilien) gefertigt. Früher wurden Teile des Bogens aus Elfenbein (Kamerun, West-Indien) hergestellt.

CHS: Was ist alles im Instrumentenkörper, was man nicht sieht?

GB: An der Decke ist auf Höhe der G-Saite einmal über die fast gesamte Länge der Bassbalken, der für den Klang sehr wichtig ist. Dann kann man, wenn man durch die F-Löcher schaut, den Stimmstock erkennen, der unterhalb des Stegs zwischen Decke und Boden steht und nur durch die Saitenspannung gehalten wird. Außerdem sieht man in den meisten Instrumenten einen Zettel auf dem Boden kleben, durch das eine F-Loch sichtbar. Dort stehen der Name des Geigenbauers und das Baujahr des Instruments.

Geige geöffnet
geöffnete Geige

CHS: Wie groß ist der Unterschied zwischen dem kleinsten (1/16 Geige) und dem größten Streichinstrument (Kontrabass)?

GB: Korpuslänge (ohne Hals): 23 cm (1/16 Geige), 75 cm (4/4 Cello) und ca. 100 cm (3/4 Kontrabass). D.h. 50-75 cm Unterschied.

CHS: Wieviel Druck erzeugen die Saiten auf den Steg?

GB: Bei der Geige sind es ca. 30 kg, beim Cello ca. 50 kg.

CHS: Wieso haben manche Instrumente besonders reich verzierte Schnecken (z.B. Löwenköpfe)?

Cellohals
Cellohals

GB: Genau wie bei den F-Löchern hat sich mit der Zeit, seit den Anfängen des Streichinstrumentenbaus herausgestellt, welche Form am besten klingt, am leichtesten für die Musiker zu handhaben ist, schön aussieht und als Gesamtpaket funktioniert. Löwenköpfe und andere Schnitzereien sehen sehr kunstvoll aus, sind aber oft viel zu schwer, wodurch das Instrument nahezu unspielbar ist. Die Schnecke hat sowohl einen kunstvollen, als auch einen praktischen Aspekt, weshalb sie sich letztlich als Form durchgesetzt hat. Bei den F-Löchern musste auch viel ausprobiert werden, welche Form die Anatomie und Schwingung des Instruments nicht negativ beeinflusst.

CHS: Eine oft gestellte Frage von Schülern lautet, warum meine Geige nur einen Feinstimmer hat, ihre aber vier, also einen für jede Saite. Kannst du erklären, was der Unterschied ist?

GB: Kunststoff- oder Leichtmetall-Saitenhalter sind in der Regel immer mit vier Feinstimmern ausgestattet. Die Holz-Saitenhalter mit einem, maximal zwei (E- und A-Saite) Feinstimmern. Dies hat zwei Effekte, einmal sind dann bei einem Holz-Saitenhalter weniger Teile “verbaut”, wodurch es weniger Störfaktoren für den Klang gibt, zudem sind die Saiten ohne Feinstimmer ein ganzes Stück länger, wodurch der Druck auf den Steg erhöht wird und dies den Klang positiv beeinflusst. Je länger die Saite, desto heller und klarer der Klang.Wobei natürlich die Beschaffenheit der Saiten, Materialien usw. den Klang individuell beeinflussen. Das ist ein ganz anderes und umfangreicheres Thema.

CHS: Und was wird alles gebraucht um einen Bogen zu bauen?

Frosch des Bogens

GB: Bei Bögen wird Fernambukholz oder bei einfache Bögen Brasilholz oder Ersatzstoffe, wie Carbon oder Kohlefaser/Fiberglas verwendet. Der Frosch besteht aus Ebenholz (mittlerweile auch Ersatzstoffe), die Metallteile (wie Schraube usw.) aus (Neu)Silber, Perlmutt für den Schub und Holzstückchen zum Fixieren der Haare. An der Spitze gibt es ein weißes Kunststoffplättchen, früher wurden jedoch Knochen oder Elfenbein verwendet. Elfenbein ist allerdings seit einigen Jahren verboten, weshalb es schon lange nicht mehr im Instrumentenbau verwendet wird.Die Haare sind von Wildpferden aus der Mongolei und Sibirien (teilweise auch aus Kanada oder Argentinien), hauptsächlich von Hengsten, da diese besonders robust sind. Bei Kontrabassbögen werden oft auch schwarze Haare verwendet, da diese widerstandsfähiger und stärker sind. Beim Cellobogen werden helle Haare genutzt, allerdings dickere als bei Geigen oder Bratschen, da die Saiten deutlich dicker sind.

Bogenende ohne Haare

CHS: Wie wird Kolophonium hergestellt?

GB: Die Farbe und die Form haben keinerlei Einfluss auf die Qualität des Kolophoniums. Je nach Rezeptur entstehen unterschiedliche Farben. Baumharze werden mit verschiedenen ätherischen Ölen gekocht. Danach wird die Flüssigkeit in Formen gegossen und härtet aus, wodurch sie dann die runde oder eckige Form erhält, wie wir sie dann benutzen.

CHS: Wie pflege ich mein Instrument richtig?

GB: Zu allererst sollte man sich immer die Hände waschen, bevor man das Instrument anfasst. Dann ist einmal die richtige Handhabung, aber auch die Reinigung wichtig.Das Instrument sollte immer nur am Hals gehalten werden. Nicht am Instrumentenkörper, da so der Lack sehr schnell abnutzt und man das Instrument nicht sicher halten kann. Außerdem sollte nach dem Spielen mit einem trockenen Tuch das Kolophonium von den Saiten und der Instrumentenoberfläche abgewischt werden. Der Bogen muss nach dem Spielen/Üben immer entspannt werden.Außerdem ist es ganz wichtig, dass die Instrumente an einem Ort liegen der nicht zu warm (an der Heizung) oder zu kalt (Auto im Winter/offenes Fenster), nicht zu feucht und nicht zu trocken ist.Ansonsten braucht man zuhause, wenn man diese wenigen Tipps beachtet, keine zusätzlichen Pflegemittel.Berufsmusiker und fortgeschrittene Schüler, die viel Zeit mit ihrem Instrument verbringen, lassen es zusätzlich regelmäßig bei einem Geigenbauer überholen, reinigen und wieder neu einrichten. (Lack reinigen, Ränder schützen, Abnutzungen behandeln, evtl. Griffbrett abziehen, nach offenen Stellen schauen und schließen, Wirbel evtl. neu anpassen)

CHS: Was sind typische Unfälle oder Schäden, die Geigenbauer*innen regelmäßig zu sehen bekommen und im besten Falle auch beheben können?

GB: Ein typischer Schaden beim Instrument ist z.B. ein abgelöstes Griffbrett, ein Riss durch Witterung oder einen Sturz (mit oder ohne Kasten) o.ä. oder tatsächlich auch der vermeintliche Totalschaden, wenn das Instrument auf einem Stuhl (Orchesterprobe oder zuhause) abgelegt wird und entweder das Instrument aus Versehen vom Stuhl gerissen wird oder man sich draufsetzt. Da muss dann geschaut werden, wie groß der Schaden ist und ob er behoben werden kann.Bei Bögen ist es meist die abgebrochene Spitze, wenn der Bogen herunterfällt oder stark gegen einen Tisch oder Notenständer knallt.

CHS: Was unterscheidet ein sehr günstiges Instrument (Geige, Bogen, Kasten als günstiges Gesamtpaket) von teureren Einzelstücken?

GB: Schon seit dem 16. Jhd. gibt es Massenproduktionen (anders als im heutigen Ausmaß, aber vom Grundgedanken her gleich). Andere Handwerksberufe haben den Teilbau von Streichinstrumenten teilweise übernommen, da die Anfertigung günstiger war und eine höhere Stückzahl gefertigt werden konnte.Heutzutage wird die Massenproduktion per Maschine durchgeführt, wodurch Unmengen an Instrumenten gefertigt werden können, im Vergleich zur Handarbeit, die einfach Zeit braucht. So kann teure Handwerksarbeit “gespart” werden, allerdings auf Kosten der Qualität. Die Arbeiter vor Ort, heutzutage hauptsächlich im asiatischen Raum, verdienen einen verschwindend geringen Lohn dabei.

CHS: Was spielt in die Preisermittlung mit hinein?

GB: Eine bestmöglich hergestellte Geige ist von A-Z von der gleichen Person und ganz von Hand hergestellt. Bei diesen Voraussetzungen gibt es kein Instrument unter 10.000€. (minimal kalkuliert)Alles, was preislich darunterliegt, muss durch Billiglöhne, maschinelle Erstellung und Serienfertigungsanteil ermöglicht werden. D.h. je günstiger die Geige ist, desto mehr Abweichungen, Einsparungen und Qualitätsverluste gibt es im Vergleich zur bestmöglichen Herstellung, der Handarbeit durch Geigenbauer*innen. Die Instrumente, die wir hier bei uns zu niedrigeren Preisen verkaufen, suche ich bei Herstellern aus, die meiner Meinung nach am intelligentesten gespart haben, wodurch Preis-Leistung stimmen.Bei Wertgutachten oder Schätzungen (z.B. beim Dachbodenfund) muss der aktuelle Markt beobachtet werden, was an welchem Ort wofür erzielt werden kann. Natürlich wird die Herstellung des Instruments sowie der Zustand mitbewertet, d.h. je mehr ich weiß oder sehen kann, desto genauer und realistischer kann solch eine Schätzung dann sein, und man kann auch absehen welche Klangqualität man erwarten kann. Den individuellen Klang selbst kann man preislich nicht mitbewerten (deshalb macht man keine Klangexpertisen), da persönliche Geschmacksache ist. Bei den Millionenwerten einer Stradivari oder Guarneri kommt dann auch noch ein sehr hoher ideeller Wert, die Geschichte des Instruments und evtl. auch ein Sammlerwert hinzu, den eine individuelle Person bereit ist zu zahlen.

CHS: Ist dir schon mal eine Fälschung von einem der großen Geigenbaumeister in die Hände gekommen, und wieso gibt es Fälschungen oder Nachbauten/Kopien?

GB: Ja, man kommt immer mal wieder als Geigenbauer mit Fälschungen in Berührung. Fälschen ist natürlich kriminell, und auch dafür gibt es eine Szene, genau wie bei Kunstfälschungen (Ölgemälden usw.). Hierbei werden sogar alte Hölzer, die vor 500 Jahren geschlagen wurden, z.B. altes Kirchengebälk aus Südtirol, verwendet, um das Alter des Instruments vorzutäuschen und so die Fälschung noch echter wirken zu lassen.

Anmerkung: Eine Fälschung ist ein Instrument, das als Original z.B. die “Lady Blunt” (1721) von Antonio Stradivari ausgegeben wird, aber lediglich eine Kopie ist.Diese originale “Lady Blunt” wurde z.B. von dem berühmten Geiger Yehudi Menuhin gespielt und zuletzt im Jahr 2011 mit einem Wert von (heute) knapp 15 Mio. Euro versteigert.

Kopien/Nachbauten (die auch als solche deklariert werden) sind natürlich eine ganz andere Sache. Möchte man eine optisch “exakte” Kopie eines bestimmten (berühmten) Models mit all seinen Macken, oder nimmt man ein bestimmtes Model als Vorlage/Inspiration, aber hält sich mehr Freiheiten offen und baut es als neues Instrument?Es gibt ein paar wenige Aufzeichnungen von den großen Geigenbauern wie Stradivari, Guarneri u.a., aber die heutigen Möglichkeiten machen einen exakten Nachbau erst möglich.Die Instrumente wurden detailgenau analysiert, vermessen, teilweise geröntgt bzw. in ein CT gesteckt, um all ihre Feinheiten millimetergenau zu vermessen und zu entdecken, was einen exakten Nachbau erst möglich macht (auch durch Abgüsse und Vorlagen). Durch solche Verfahren werden dann auch Unregelmäßigkeiten wie Holzausbesserungen, neue Leime, andere Lacke usw. aufgedeckt, und so können Reparaturen nachvollzogen oder sogar Fälschungen aufgedeckt werden. (Was alt aussieht, ist nicht unbedingt ein Original.)Dadurch, dass sehr teure und berühmte Instrumente auch in Museen und Banktresoren geschützt und gesichert sind, bleibt uns und den kommenden Generationen ein handwerkliches und musikalisches Meisterwerk erhalten, und das Wissen und die Technik der großen Meister werden weitergegeben.

Nun schau und hör dir doch mal in Ruhe dein eigenes Instrument an, dreh und wende es vorsichtig, spiel die leeren Saiten oder ein Lied/Stück aus deinem Unterricht. Erkennst du alle Einzelteile wieder? Wie klingt dein Instrument? Viel Spaß beim Entdecken.

Weitere Informationen über den Rohstoffabbau für den Bau von Musikinstrumenten und die damit verbundenen Schwierigkeiten und bestehende Risiken für Natur und Tiere, aber auch über Lösungen und den Schutz der Lebensräume erscheinen in einem Sonderartikel über den Verein Eben!Holz e.V.https://www.eben-holz.org

Text: Corinna Hentschel-Stavi
Fotos: Dirk Kittelberger, Corinna Hentschel-Stavi

Hauptstandort

Stuttgarter Musikschule
Rotebühlplatz 28
70173 Stuttgart
Google Maps
Fahrplanauskunft
E-Mail stuttgarter.musikschule@stuttgart.de
Telefon (07 11) 21 66 62 20